Rhododendron gehören zu den vielfältigsten Ziergehölzen und haben in unseren Gärten eine lange Tradition. Schon im 19. Jahrhundert brachten Forschungsreisende Wildrhododendron aus ihren Herkunftsländern nach Europa, die hier von den Züchtern genutzt wurden, um eine Vielzahl von Rhododendronsorten zu erzeugen. Neuentdeckungen brachten der Züchtung immer neue Impulse, sei es ein besonders schöner Duft, interessantes Laub oder aparte Blütenfarben, die an die Kreuzungen weitervererbt wurden. Heute werden etwa 600 Arten kultiviert, aus denen weltweit mehr als 30.000 Sorten entstanden sind.

Topf-Azaleen spielen im Erwerbsgartenbau eine wirtschaftlich wichtige Rolle und belegen seit Jahrzehnten in der Rangliste der meistverkauften Topfpflanzen in Deutschland - neben Belgien das bedeutendste Produktionsland für diese Kultur - einen der vordersten Plätze. Das Sortiment der im Handel befindlichen Topf-Azaleen unterliegt dabei einem noch stärkeren Wandel als es bei den Freiland-Rhododendron der Fall ist. Neue Sorten mit besonderen Blütenformen und guten Eigenschaften sind gefragt, so dass in 200 Jahren Züchtungsarbeit fast 4.000 Topf-Azaleen-Sorten entstanden sind (davon allein in Deutschland etwa 1.000). Trotz ihrer wirtschaftlichen Bedeutung befassen sich nur wenige Sammlungen mit Topf-Azaleen, so dass die vorhandenen Sorten einen ganz besonderen Schutz bedürfen.

Feierliche Gründung der Deutschen Genbank Rhododendron auf der RHODO Westerstede 2010

Wie alles andere ist auch die Gartenwelt Moden unterworfen: Alte Sorten werden durch neue ersetzt, die eine noch spektakulärere Zeichnung, eine an kleinere Gärten angepasste Wuchsform oder eine bessere Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten besitzen. Dennoch besitzen die alten Sorten einen unschätzbaren Wert, sowohl für die Züchtung als auch für die Kulturgeschichte. Die Deutsche Genbank Rhododendron hat es sich zum Ziel gesetzt, die historischen Sorten vor dem Verschwinden zu bewahren und alte sowie neue Sorten zusammen mit den Arten, aus denen sie entstanden sind, in ihrer ganzen Vielfalt zu erhalten. Die Pflanzen werden nicht an einer zentralen Stelle gesammelt, sondern werden in einem Netzwerk von Sammlungen gehegt und gepflegt.

Das Genbank-Netzwerk wurde von der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG) in Bad Zwischenahn in enger Zusammenarbeit mit dem Rhododendron-Park Bremen koordiniert. Von 2008 bis 2014 sichteten Fachleute der LVG Bestandslisten einer Vielzahl von Sammlungen, überprüften die Pflanzen vor Ort auf ihre Echtheit und erfassten sie in einer Datenbank. Zum Abschluss des Projektes am Ende der Blühsaison 2014 umfasst diese etwa 4.000 verschiedene Sorten und 380 Arten. Zum 1. Juli 2014 hat das Bundessortenamt die Koordination der Deutschen Genbank Rhododendron übernommen. Dort wird das Erhaltungsnetzwerk als prominente Säule in der Deutschen Genbank Zierpflanzen weitergeführt, seit 2017 wird auch wieder an der Erfassung und Verifizierung weiterer Sorten sowie die Ergänzung der Online-Datenbank gearbeitet. Die Datenbank, entwickelt von Mitarbeitern der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, ist ebenfalls umgezogen und nun auf den Seiten des Bundessortenamtes zu finden. Dort bietet sie Züchtern und Pflanzenfreunden einen Überblick über die Vielfalt der Rhododendron in Deutschland, reichhaltige Informationen über Arten und Sorten von Rhododendron und zu jeder erfassten Pflanze eine Vielzahl von Bildern. Damit bildet die Datenbank die Grundlage für die Erhaltung der in Deutschland erfassten Rhododendron, denn neben den Informationen, welche Rhododendron-Arten und Sorten in Deutschland vorhanden sind, zeigt sie auch auf, welche in der Literatur erwähnten Sorten deutschen Ursprungs nicht vorhanden sind.

Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) gefördert. Darüber hinaus unterstützten das Land Niedersachsen, die Stiftung Bremer Rhododendronpark und die Deutsche Rhododendron-Gesellschaft e.V. das Vorhaben finanziell.

Weitere Einzelheiten sowie die Rhododendron-Datenbank finden Sie beim
Bundessortenamt
Deutsche Genbank Zierpflanzen
Ansprechpartnerin Katja Näthke

Rhododendron Datenbank beim Bundessortenamt